Musikerinnen | anonym | 18. Jh.

Musikerinnen | anonym | 18. Jh.

   Malerei aus den Vergnügungsvierteln, wo vieles der besten Kunst der Edozeit (1603-1867) beheimatet war, ist häufig anonym geblieben. Manchmal kennt man nur die Schule, zu der der Maler eventuell gehörte, oft aber steht man völlig ohne Referenzen da. Das gilt auch bei diesem Bild. Die Stilisierung der beiden Gestalten entspricht einem weit verbreiteten Ideal von Frauen-Darstellungen der Zeit. Doch das Rollbild ragt mit einigen Aspekten über den guten Durchschnitt von Genre-Malerei jener Epoche hinaus. Da könnte man zunächst einmal die Montierung erwähnen. Der dunkle braunrot gemusterte Stoff der Bildumrahmung (chūmawashi) ist indischer Herkunft. Dies galt damals als luxuriöses Material, denn die Edozeit zeichnete sich ja durch strenge Isolation aus – nur wenige Güter von außen erreichten Japan.

Die Sehnsucht nach fremder Welt konzentrierte sich aber in erster Linie auf die europäische Kunst. Für japanische Künstler gab es jedoch nur wenige Möglichkeiten sich konkret mit westlichen Darstellungs-Techniken auseinanderzusetzen. Zum Studium boten sich am ehesten Radierungen oder sonst Drucke holländischen Ursprungs an. Das Verblüffendste für die Japaner war die Zentralperspektive der europäischen Kunst, die seit der Renaissance die Grundlage für Raum- und Architekturdarstellung war.

In diesem Bild gehorcht die Zimmerflucht (fast gänzlich) den Regeln der Zentralperspektive. Doch ist hier nicht die Meisterung der Technik das Faszinierende, sondern  es ist der liebevolle Umgang mit Details - wie etwa das Zitat eines Rollbildes im hintersten Raum oder ein goldenes Schiebetürchen. Der Umgang mit den Farben ist eindeutig strukturell konzipiert: Brauntöne herrschen vor, doch Weiß, Rot, Braun, Graublau und spärliches Gold lassen die Räume nicht nur kostbar erscheinen -  eine veritable Farbenregie (vor allem der Einsatz des Weiß) hat die Funktion, die beiden Damen im Vordergrund mit dem Bildhintergrund zu vermitteln. Die Einheit von Raum und Figur ist hier so gelungen und bezaubernd wie auf holländischen Genre-Bildern eines Pieter de Hooch im 17. Jahrhunderts.

 

Maße: 41cm x 165cm | Material: Papier

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