Im Buddhismus gelten Patriarchen-Porträts – auch posthume wie in diesem Fall – sehr viel. Asiaten (und erst recht Japaner) verehren Lehrer tief und aufrichtig; sie können (und wollen) sich auch ein Leben lang seelisch nicht von ihnen lösen. Das führt zu einer etwas widersprüchlichen Haltung von Zen-Mönchen, die sich ja darin auszeichnen, dass sie sich von allem frei machen und ganz in der Welt als unabhängiges Individuum aufzugehen trachten. Ein berühmter Spruch im Zen ist: „Nur nichts Heiliges“. Dennoch bedeuten auch den Zen-Priestern ihre Patriarchen viel – in erster Linie natürlich der Religionsstifter Daruma, jener Mönch, der die Zen-Lehre aus Indien nach China gebracht hatte. Aber auch später wurde berühmten Äbten von Klöstern über ihre Lebzeit hinaus lange Verehrung zuteil.
In diesem Diptychon werden zwei wichtige Patriarchen einer der großen Zen-Sekten dargestellt. Dōgen Kigen 1200-1253 (links) ist der Gründer der Sōtō-Sekte. Zurückgekehrt von einer Studienreise nach China hatte er zunehmend Probleme mit der Tendai-Sekte in Kyoto, wo er erzogen worden war. 1243 (1246) baute er in der heutigen Präfektur Fukui den Eiheiji, den bis heute wohl striktesten Zen-Tempel in Japan. Er legte in seiner Lehre größten Wert auf zazen (Meditation im Lotus-Sitz).
Keizan Jōkin 1268-1325 ist der Nachfolger von Dōgen; sein Verdienst ist es, die Sōtō-Sekte in ganz Japan verbreitet zu haben. Keizan hat auf diesem Portrait weichere Züge als Dōgen; mit seinem Kopftuch könnte man ihn auf Anhieb für eine Nonne halten. Keizan wurde geistig stark von seiner Großmutter beeinflusst - er widmete Ihr sogar eine Kannon-Statue - doch er verehrte auch seine Mutter sein ganzes Leben lang.
Beide Portraits bestechen durch ihre würdevolle Darstellung. Nicht nur das Gold auf der Stuhllehne bei Dōgen oder die Golbrokat-Rosetten im Tuch hinter Keizan beschwören eine sakrale Aura. Es ist auch das wundervolle gedeckte Dunkelblau des Hintergrunds, das geistliche Friedfertigkeit, Ruhe und Ausgeglichenheit ausstrahlt.
Die prachtvolle Brokatmontierung aus dem 18. Jahrhundert wurde trotz kleinen Schadstellen beibehalten, da ein neuer Brokatsoff - so kostspielig er auch sein mag – nie die noble Ausstrahlung eines solchen antiken mit Goldfäden gewirkten Seidenstoffs hat.
Maße: 40cm x 131cm | Material: Papier