Wasserfall | Takeuchi Seihō 竹内栖鳳 | 1864-1942

Wasserfall | Takeuchi Seihō 竹内栖鳳 | 1864-1942

Takeuchi Seihō gehört zu den herausragendsten Malern des nihonga. Nihonga ist eine Stilrichtung, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts herausgebildet hatte. Direkt übersetzt bedeutet der Begriff eigentlich nur „Japanische Malerei“, doch ist damit etwas ganz Spezifisches gemeint. Als zu Beginn der Meiji-Zeit (1868-1912) in stets wachsendem Volumen und intensivem Maß westliche Kunst nach Japan gelangte, mussten sich Künstler neu orientieren. Nur in westlichem Stil zu malen (was sehr viele Maler sehr schnell und sehr geschickt vermochten) war nicht die Lösung. Es ging den fortschrittlichen Künstlern darum, das japanische Erbe zu bewahren und trotzdem nicht nur das Alte zu repetieren. In vielen Aspekten versuchte man das Neue aus dem Westen mit dem Alten in Japan in einen Dialog zu bringen.

Um diesem Anspruch ganz gerecht zu werden, ging Takeuchi Seihō sogar nach London und studierte intensiv die Malerei von William Turner und Camille Corot. Als er nach Kyoto zurückkehrte, wo er geboren war, wurde er für unzählige nihonga-Maler eine Instanz; er wurde eine Hilfe für die ästhetische Orientierung in ihrem Wirken. Seine Attraktivität ist bis heute ungebrochen - seine Spatzen-Bilder, für die er besonders berühmt wurde, erreichen immer noch astronomische Preise im Kunsthandel.

Das Motiv des Wasserfalls ist alt in der japanischen Kunst. Meistens markieren Stein- oder Blättermotive an den Rändern den Felsen, über den das Wasser stürzt. Doch Takeuchi verzichtet auf solchen Umgebungs-Realismus. Umso virtuoser behandelt er das Stürzen des Wassers ganz am oberen Rand des Bildes. Obwohl es nur verschiedene Tuscheintensitäten sind, glaubt man fast fotorealistisch dargestelltes Wasser zu erkennen. Der spezifische nihonga-Aspekt dieses Bildes ist also: Formatbehandlung für einen Wasserfall ist traditionell japanisch, die Illusions-Malerei am oberen Ende des Bildes, befriedigt höchste Ansprüche von westlichen Naturalisten. Doch die Wiedergabe der realistischen Effekte nur mit virtuoser Handhabung des Tusche-Pinsels ist wiederum ganz japanisch.  

 Unterschrift und Siegel des Bildes sind einwandfrei.

 

Masse: 48cm x 202cm | Material: Papier

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