Guignard Kyoto Collection
Zwei Mäuschen 鼠2匹 | 15./16.Jh. (Muromachi-Zeit) | Maler unbekannt
Zwei Mäuschen 鼠2匹 | 15./16.Jh. (Muromachi-Zeit) | Maler unbekannt
Dieses kleine Bild aus der Muromachi-Zeit gehört vermutlich in die Sphäre der Teehaus-Kultur. In Teehäusern herrschte ein reges Leben mit Dichtung, Tanz und Musik - eine Vergnügungswelt, die das geistige Wohl aber auch mit dem leiblichen verband - mit Essen, Trinken und Lieben. Deshalb muss man bei Kunstgegenständen aus dieser Welt immer wieder nach einem weiteren (oft erotischen) Sinn nachfragen.
Zwei Mäuschen spielen hier miteinander, das eine hält eine Muschel und wird von einem andern Mäuschen am Schwanz gezogen. Eine Muschel galt seit alters her als das Ding der Frau. Damit ist auch das neckische Beißen in den Schwanz interpretierbar.
Bezaubernd ist die Malerei des Mauspelzes. Die Volumina der Körper wurden zuerst kompakt gemalt. Dann wurden diese mit feinsten Haarstrichen überzogen, die wenig über diese kompakten Zonen hinausragen. Damit entsteht das Gefühl eines dichten Pelzes. Besonders gut kann man diese Technik am Kopf des Männchens beobachten. Hier werden durch diese Technik Kopf und Rumpf klar voneinander unterschieden und bleiben doch „pelzig“.
Reizvoll ist die Wiedergabe des Liebesspiels mit den Augen. Das weibliche Tier schaut weg, scheint aber mit Vergnügen das Zwicken des Männchens zu spüren. Das Männchen hat als Augen nur zwei schwarze Punkte, doch diese lassen seine gesteigerte Aufmerksamkeit beim Blick auf die Muschel hin deutlich erkennen. Das ist feinste Erotik, die zum hohen kulturellen Niveau der Vergnügungs-Etablissements jener Zeit in Kyoto passt.
Das Bild musste aufwändig restauriert und neu montiert werden, kann aber damit wieder seinen Reiz als Miniatur voll entfalten.