Guignard Kyoto Collection
Glyzinien, Eisvogel, Fische | Kawabata Gyokushō 川端玉章 | 1842-1913
Glyzinien, Eisvogel, Fische | Kawabata Gyokushō 川端玉章 | 1842-1913
Gyokushō gilt künstlerisch als einer der wichtigsten Erben der Shijō-Schule, jener Malerinstitution, die in der Kunstmetropole Kyoto im 19. Jahrhundert tonangebend war. Er brachte diese Shijō-Kunst nach Tokyo, wo er an der Kunsthochschule Leiter der Abteilung für Malerei wurde. Gyokushō wurde vielfach ausgezeichnet, und seine Werke fanden nicht nur ins Nationalmuseum in Tokyo Eingang, sondern auch in die Asienkunstsammlungen des Metropolitan Museums in New York, des Museums of Fine Arts in Boston Massachusetts, und des Victoria and Albert Museums in London etc.
Die Kombination von Eisvogel, Glyzinien und Fischen als gleichberechtige Motive in einem Bild ist aus der Perspektive der Shijō-Schule ungewöhnlich. Aber solche Neuerungen brauchte es, um den Geist der Schule im 20. Jahrhundert lebendig zu erhalten. Wichtig für den Maler in diesem großen Format war wohl auch die Spannung zwischen dem Vogel und den Fischen. Der Vogel wendet seinen Kopf in hoher Konzentration seiner Beute zu, und die Fische schwimmen leicht aufwärts – es sieht aus, als würde der unterste Fisch mit seiner Wendung nach oben die Gefahr des Fischjägers ahnen. Diese Spannung zwischen Vogel und Fischen wird balanciert durch eine Nonchalance der Glyzinien, die mit ihren Ranken die beiden Welten verbindet. Der malerische Zauber ihrer Blütengestaltung erinnert an die genialen Glyzinien-Stellschirme von Maruyama Ōkyō (1733-1795), der die künstlerische Orientierungsinstanz der Shijō-Schule war.