Guignard Kyoto Collection
Kuckuck | Nishiyama Hōen 西山芳園 | 1804-1867
Kuckuck | Nishiyama Hōen 西山芳園 | 1804-1867
Nishiyama Hōen war ein Schüler von Matsumura Keibun, der in Kyoto in der sog. Shijō-Schule zusammen mit seinem älteren Halbbruder Goshun, den Geist des großen Malergenies Maruyama Ōkyō weitervermittelte. Ein wichtiges Kennzeichen dieser Schule ist realistische Genauigkeit, wobei aber Poesie und Eleganz den Ton angeben. Alle diese Elemente finden sich in dieser Miniatur. Das Federkleid des Kuckucks wurde genau studiert, ebenso die Flughaltung des Vogels. Der Regen ist poetisch nur mit feinen breiten Grauzonen, die elegant ins Bild schwingen, angedeutet. Das Moment der Eleganz empfindet man aber auch im Verzicht auf zusätzliche Motive – kein Baum kein Mond keine Berge. Erster Blickfang ist der ausdrucksvolle Kopf. Der geöffnete Schabel lässt den Kuckucksruf hören, den Japaner im Frühling genauso lieben (und poetisieren) wie wir, obwohl sein Ruf etwas anders klingt.
Das Bild ist neu montiert, eingefasst mit einer Seide in sattem Blau, und einem hellen, Regenfarbe assoziierenden Graublau oben und unten. Die beiden Zierbänder (fūtai), die ja oft plastisch appliziert werden, sind hier nur durch zwei Stoffstreifen angedeutet. Auch solches Understatement hat eine elegante Note
Nishiyama Hōen ist seit alters sehr angesehen. Man findet seine Werke nicht nur im Metropolitan Museum, New York, im British Museum in London, sondern auch in vielen anderen namhaften Asienkunstsammlungen der Welt.