Guignard Kyoto Collection
Diptychon Karpfen, Wasserfall | Mori Tetsuzan 森徹山 | 1775-1841
Diptychon Karpfen, Wasserfall | Mori Tetsuzan 森徹山 | 1775-1841
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Wasserfälle sind ein beliebtes Sujet in Japan (wie auch schon im Alten China). Sie haben oft eine fast heilige Aura. Bei einem großartigen Wasserfall kann man in Japan damit rechnen, dass nahebei ein Shintō-Schrein steht. In vielen Tempelgärten wird zumindest ein kleiner Wasserfall beim Teich inszeniert. Zur Ruhe des Gartens passt ein leise plätschernder Wasserfall wunderbar.
Das Spezielle an diesem Wasserfall-Diptychon ist natürlich der aufsteigende Karpfen. Es ist ja tatsächlich so, dass sich diese Fische von einem Wasserfall nicht hindern lassen, zu ihren Laichplätzen, flussaufwärts zurückzuschwimmen. Dieses Bild des Karpfens, der im fallenden Wasser in die Höhe schwimmt, ist ein beliebtes Motiv für „Mut und Kraft“ und wird deshalb am „Knabenfest“, am 5. Mai als passendes Thema für Dekorationen benutzt. Die berühmten fliegenden Stoff-Karpfen, koinobori, kann man heute noch vor allem in ländlichen Gegenden im Mai beobachten; sie setzen herrliche Farbtupfer in die Landschaft.
Mori Tetsuzan, der offiziell zu den „Zehn besten Schülern von Maruyama Ōkyō“ gehört, hat von seinem Meister die Darstellung der im Wasserfall hinaufschwimmenden Karpfen gelernt. Ōkyō erfand die Formel, den Fisch nur gleichsam zwischen Wassersträhnen (die negativ als weiße Streifen ausgelassen wurden) zu malen. Tetsuzan übernimmt diese Technik, aber er bleibt einer realistischen Formulierung stärker verhaftet und lässt durchwegs einen gemalten Fischkörper erahnen. Dennoch ist mit dem fast kompletten Verschwinden des Karpfenschwanzes, die Poesie des Auftauchens beim Emporschwimmen erhalten.
Tetsuzans Hang zum Realismus, den er ja im Prinzip von seinem Lehrer übernommen hat, lebt sich virtuos im rechten Bild aus, das nur den Wasserfall zum Thema hat.






