Guignard Kyoto Collection
Rind | Mitsui Takayoshi 三井高福 | 1808-1885 (gemalt als 70-jähriger)
Rind | Mitsui Takayoshi 三井高福 | 1808-1885 (gemalt als 70-jähriger)
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Jedermann in Japan verbindet den Namen Mitsui in erster Linie mit einem der größten und ältesten Bank-Institute Japans. Takayoshi war das Oberhaupt der Mitsui-Geschäftsfamilie in der 8. Generation. Das Unternehmen wurde bereits im 17. Jahrhundert gegründet. Das Verdienst von Takayoshi war, am Ende des Tokugawa-Shogunats mit dem Kaiserhof wirtschaftlich gute Beziehungen zu knüpfen und deshalb die große Firma in die neue Epoche der Meiji-Zeit (1868-1912) hinüberzuretten. Er gilt als Gründer der Ersten Nationalbank Japans und festigte das uralte Familien-Unternehmen in politisch und kulturell schwierigen Zeiten.
Es mag erstaunen, dass ein Geschäftsmann von seinem Kaliber auch ein hervorragender Maler war. Nichts an diesem Bild wirkt dilettantisch. Es zeigt ein ruhendes Rind, doch ist die real ablesbare Körper-Gestalt nicht realistisch formuliert, sondern klar aus dem Kreis heraus entwickelt. Kreis-Malerei hat in der Zen-Welt große Bedeutung. Sie ist die konzentrierteste Aussage von Ganzheit - ein einziger Pinselstrich, bei dem sich Anfang und Ende treffen - und zugleich der von Leere, die der gemalte Kreis umschließt.
Ob das Körperprofil des Rinds auch nur mit einem Strich gemalt wurde, ist nicht ganz eindeutig festzustellen. Wie auch immer: das ausfasernde Strich-Ende wirkt (gewollt oder nicht) fast wie der zottige Schwanz des Rinds. Hörner und Backen-Markierung sind wiederum eher kalligrafische Striche als erzählende Darstellung. Überhaupt befinden wir uns mit dieser Pinselkunst im Grenzbereich von „Bild und Zeichen“, von „Malerei und Kalligrafie“. Ein solcher Ansatz geht weit über Amateurismus hinaus.
Die Montierung des Bildes hat wenige kleine Flecken, sie wurde aber nicht erneuert, da das Ensemble von Bild und Seiden-Fassung sehr stimmig ist.




