Guignard Kyoto Collection
Tiger | Suzuki Kason 鈴木華邨 | 1860-1919
Tiger | Suzuki Kason 鈴木華邨 | 1860-1919
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Tigerbilder haben in Japan eine lange und interessante Tradition. Da der Tiger der „Herrscher der Erde“ ist mit dem Gegenstück des Drachens (als „Herrscher der Lüfte und des Himmels“) gibt es Tigerdarstellungen seit der frühesten Zeit in der japanischen Malerei. Tiger waren dabei fast so wenig reale Tiere wie Drachen (Drachen wurden im 18. Jahrhundert zum Beispiel von Maruyama Ōkyō mit der größtmöglichen Imagination dargestellt, so dass man vergessen konnte, dass der Drache ein Phantasiewesen war).
Tiger waren in der Malerei lange nur große Hauskatzen, die sich imponierend gebärdeten. In den 1830er Jahren gab es aber für jedermann die Möglichkeit, in Westjapan einen echten Tiger in einem Schausteller-Betrieb zu bestaunen.
Mit Ganku (1749-1838) änderte sich das Tigerbild in Japan entscheidend; dieser Maler hatte in Edo (Tokyo) die Chance, einen lebendigen Tiger zu beobachten und von ihm direkt Malstudien anzufertigen. Nach Ganku ging die Entwicklung Richtung Realismus schnell weiter und endete im 20. Jahrhundert leider oft in künstlerisch zweifelhaften naturalistisch-romantischen Tigerkonterfeis diverser Maler.
Kason ist ein etwas tragischer Maler. Er ist eigentlich noch ganz der Edo-Zeit (1603-1867) verhaftet und löste sich nie wirklich von seiner Schulung, die auf Maruyama Ōkyō (1733-95) zurückging. Er schaffte es aber auch nicht, bei den Avantgardisten der Meiji-Restauration richtig anzudocken. Dennoch ist sein Talent immer wieder verblüffend. Kaum ein Maler hat um die vorletzte Jahrhundertwende ein solch packendes Tigerantlitz geschaffen. Kason arbeitet hier mit weißer Farbe, wie man das früher nicht gewagt hätte (Weiß galt in der Regel als die Farbe des nicht-gemalten Untergrunds – Papier oder Seide). Die schneeweißen Schnauzhaare sind besonders effektvoll in der sonst gelblichen Tonalität, aus der heraus das ganze Tier modelliert wird. Um den Effekt des eindrucksvollen Gesichts nicht zu schmälern, verzichtet Kason auf viele Körperdetails – nur eine Pranke wird dargestellt und ein kleiner Teil des Schwanzes soll oben rechts eine Ahnung geben, wie weit der imposante Raubtierkörper außerhalb der Bildfläche noch zurückreicht.



