Guignard Kyoto Collection
Zwei Kraniche | Sakai Hoitsu酒井抱一 | 1761-1829
Zwei Kraniche | Sakai Hoitsu酒井抱一 | 1761-1829
Kraniche sind Symbole von glücklichem, langem Leben. Sie begleiten den Glücksgott Fukurokuju und sind die repräsentativen Vögel der Insel Hōraizan, d.h. der „Insel der Unsterblichen“. Etwas von diesem Symbolcharakter schwingt auch in diesem Bild mit. Die zwei Vögel sind nur auf einander bezogen, sie stehen in einem vollkommen neutralen braunen Raum. Die Position ihrer Füße gibt uns die einzige Raumtiefe, denn die Körper selber sind mehr von der Kontur her gedacht als vom Volumen (d.h. vom Dreidimensionalen). Umso kraftvoller ist das Linienspiel. Der untere Vogel ist aus einer halben Ovalform heraus gedacht - die fast geometrische Linie beginnt bei der Unterseite seines Kopfes und endet perfekt in der Kurve bei den Schwanzfedern.
Sehr geschickt, wie der Maler der Gefahr ausweicht, dass die beiden Körper mit ihrem Weiß vom Hintergrund isoliert bleiben könnten: er zieht das Braun der Grundierung ins Federkleid, um Federschichten anzudeuten. Ein Kabinettstück ist auch das Spiel der Beine und Füße. Wundervoll wie hier Leerräume ausbalanciert sind durch das Gestelze der Beine und das Spreizen der Zehen.
Hoitsu ist einer der großen Vertreter der Rinpa-Schule, die seit dem 16. Jh. ganz neue bildnerische Mittel erfand oder mindestens aus der Hofmalerei yamato e heraus entwickelte. Ihr Thema ist nicht Realismus, sondern Formen, Linien und Farbenspiel. Insofern haben wir es hier mit einem typischen, eleganten Rinpa-Bild zu tun.