Guignard Kyoto Collection
Zwei Manzai Performer 漫才 | Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 | 1831-1889
Zwei Manzai Performer 漫才 | Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 | 1831-1889
Kawanabe Kyōsai ist einer der exzentrischsten Maler Japans, der seinen absurden Ideen meisterhaft Ausdruck verleihen konnte. Er wurde schon relativ früh in Europa bekannt, denn er wurde 1873 nach Wien und 1883 nach Paris an Internationale Ausstellungen eingeladen. In Japan existieren viele Publikationen über ihn, und in der Präfektur Saitama ist ihm ein ganzes Museum gewidmet.
Kyōsai studierte in jungen Jahren bei dem angesehenen Holzschnittkünstler Utagawa Kuniyoshi und später bei dem Kanō-Maler Dōhaku. Seine Produktion war enorm. Er ließ sich von keiner Schule vereinnahmen und gilt bis heute als eigenständige Künstlerpersönlichkeit.
In diesem Bild sind zwei Tänzer/Sänger am frühen Morgen bei Sonnenaufgang unterwegs. Solche traditionellen Manzai-Performer sind eine Erscheinung zu Neujahr - man kann ihnen heute noch in ländlichen Gegenden, vor allem im Norden Japans, begegnen. Sie wandern von Haus zu Haus und bieten Glückwunsch-Gesänge und Tänze an, die sich die Gutsbesitzer vor der Haustüre ansehen und dann entlöhnen. Manzai trugen formelle festliche Kleidung und hatten in älterer Zeit auch ein passendes Hütchen aufgebunden.
Kyōsai lässt in diesem Bild seinem Drang nach Groteskem freien Lauf. Der Sänger mit der Trommel gibt wohl eher raue Töne von sich, und der obere Tänzer mit dem Fächer (auf dem das buddhistische „Duftjuwel“ gemalt ist) hat ebenfalls den Mund so geöffnet, dass man sich akustisch von diesem Duo nicht etwas musikalisch Gepflegtes vorstellen kann. Aber das ist bei solchen Gesellen auch nicht zu erwarten. Sie sind begabte, ländliche (schlecht rasierte!) Performer, die unterhalten wollen - nicht nur mit alten Gesängen, sondern auch mit Späßen und Witzen. (Heutzutage versteht man unter Manzai ein Gespann von zwei Kabarettisten, denn man heißt „diffus“, „unvernünftig“ etc. und zai heißt „Talent“, manzai also: „Scherzhafte Dinge vortragen“).
Trotz all den expressiven geschwungenen Linien, den genialisch schnellen Pinselstrichen und dem frischen und freien Umgang mit den Farben, ist hier formal eine große Disziplin am Werk - beide Figuren sind in einer perfekten Großform zusammengefügt; sie sind ein echtes Duo.